Alteburg (3/3)
achdem ich dem geneigten Leser der TLZ in den Nummern 55 und 56 versucht habe, Wissenswertes zur vorgeschichtlichen Besiedlung der Alteburg bei Arnstadt zu vermitteln, meine ich, ihn jetzt mit gegenwärtigen Dingen auf der Höhe und an den Hängen des "Hausberges" bekannt zu machen. Mit dem "Schneckchen", mit dem "Kreuzchen" kurz, mit dem "Königsstuhl", dem "Felseck", der "Frankebank", mit Wanderwegen, Bäumen und Sträuchern und vielleicht mit einem Mann, der sich 1715 "Melissantes" nannte und "Die Altenburg" damals ganz löblich pries.
Erste urkundliche Erwähnungen derselben reichen zurück in das 15. Jh. In der Propsteirechnung des Arnstädter Jungfrauenklosters von 1404 sind klostereigene "Weinberge gelegen auf der Aldinburg" erwähnt(1). Nach dem überlieferten Erbzinsbuch der Stadt Arnstadt aus dem Jahre 1412 zahlte Hans Rabenoult junior einen Betrag für Äcker, gelegen "(...) in monte Aldenburg."(2)
Auf der in vorgeschichtlicher Zeit für Siedlungszwecke genutzten Hochfläche baute man spätestens seit dem Mittelalter Feldfrüchte an. Die Bewirtschaftung der Äcker war immer Schwerstarbeit, da der Boden meist aus Kalkverwitterungsschutt mit nur geringem Humusanteil bestand. Weshalb die Ernte hier oben nicht besonders reich ausfiel, die hier geernteten Körner aber eine besonders feste Qualität hatten. Ein alter Bauer sagte einmal, daß ein Sack Weizen von der Alteburg bedeutend schwerer gewesen sei, als ein gleich großer "von unten", also aus der Arnstädter Umgebung
(3).
Die zum Gera- bzw. zum heutigen Jonastal (früher als Arntal bezeichnet) hin gelegenen Muschelkalkhänge nutzte man im Mittelalter für den Weinbau. Bereits 1266 war von einem Weinberg im Arntal(4) die Rede und am Ritterstein, also zum Geratal hin, benannte man einen solchen im Jahre 1400(5). Neben dem schwarzburgischen Amt und den Arnstädter Bürgern verfügte das Arnstädter Jungfrauenkloster über umfangreichen Weinbergsbesitz. Erwähnt sei hier der Weinberg mit Namen "Schmied", der sich an der Ostseite der Alteburghänge befand. Für das genannte Kloster war der Weinanbau die bedeutendste Einnahmequelle(6). An den Steilhängen sind heute noch Reste der teilweise von Bruchsteinmauern gehaltenen Weinbergterassen zu sehen (Abb. ).


"...von Bruchsteinmauern gehaltenen Weinbergterassen..."

Übrigens hatte Arnstadt im Jahre 1449 das erfolgreichste Weinjahr zu verzeichnen. Geerntet wurden 20 011 Eimer Wein (15 847 Hektoliter)(7), also weit mehr, als im sogenannten "großen Weinjahr" 1535 mit 12 000 Eimern(8).
Infolge des Dreißigjährigen Krieges (1618- 1648) und wegen der Verschlechterung des Klimas ging der Weinbau um Arnstadt ab Mitte des 17. Jh. zu Ende. Die Rebstöcke verwilderten und der nach und nach versteppte Boden diente als Viehtrift. An den Hängen der Alteburg entstanden verschiedene Berggärten und ab etwa der Mitte des 19. Jh. begann man hier und auch auf der Hochfläche mit Aufforstungen, zunächst durch anspruchslose, nicht heimische Schwarzkiefern. Sie dienten als Pioniergehölz, konnten auf dem felsigen Untergrund Fuß fassen und eine Humusschicht bilden. Im 20. Jh. war es dann möglich, hier auch andere Laub- und Nadelbäume anzupflanzen.
An den abgründigen Wegrändern finden sich neben zahlreichen Sträuchern und Hecken, wie Flieder, Goldregen oder Wolliger Schneeball auch Wildrosenarten, Roter Hartriegel, Jelängerjelieber, Sauerdorn (Berberitze), Schwarzdorn (Schlehe), Weißdorn (Heinzelmännchen) und Schneebeere (Knallerbse). Diese Büsche begrenzten einst die Weinberge und erinnern an jene Zeit vor mehr als 300 Jahren. Bemerkenswert ist ebenfalls die große Zahl hier vorkommender Wildpflanzen
(9).


Blick vom "Felseck"


"Königstuhl"

Das Plateau der Alteburg bietet sowohl zum Jonastal als auch zum Geratal hin einige wunderschöne Aussichtspunkte. In ersteres genießt man sowohl vom sogenannten "Felseck", insbesondere aber vom "Königstuhl" manch reizvollen Blick. Während das "Felseck" neueren Ursprungs sein dürfte, begegnet uns der "Königstuhl" 1420 in einer frühen Form als "Königsloch" (das ist Königswald)(10). Vom "Königstuhl" aus ist die "Frankebank" leicht erwandert. Sie erinnert an den Arnstädter Studienrat Dr. Adolf Franke (1860- 1942), der sich durch seine geologischen Forschungen einen Namen machte.


"Frankebank"


"Schneckchen"


"Kreuzchen"

Vom Aussichtspunkt "Schnecke" oder "Schneckchen" genießt man einen herrlichen Blick ins Geratal durch den "Plaueschen Grund" hin zum Massiv des Thüringer Waldes. Das "Schneckchen" ließ Hof- und Kammerrat Heinrich Hülsemann (1783- 1854) in seinem hier gelegenen Berggarten wohl um 1850 errichten.
Über einen weiteren Aussichtspunkt, das "Kreuzchen", ist in der TLZ- Nr. 44 bereits alles gesagt worden.


"Wincklergruft" (damals...)


"Wincklergruft" (heute...)

Hingewiesen sei noch auf ein geheimnisvolles Örtchen, gelegen im sog. "Wincklersberg", südlich des Hülsemannschen Berggartens. Es handelt sich um das um 1915 errichtete Mausoleum für die verstorbenen Mitglieder der Familie des Arnstädter Lackfabrikanten Alexander Winckler. Vom Gebäude stehen lediglich noch die Grundmauern. Das Innere und der Dachstuhl fielen bereits zu DDR- Zeiten Randalen und Brandstiftungen zum Opfer. Über Alexander Winckler, nach dem auch eine Straße in Arnstadt benannt ist, werdet ihr in einer der nächsten Nummern der TLZ Näheres erfahren.
Zum Abschluß meiner Artikelfolge über die Alteburg wollte ich eigentlich, wie eingangs vorgesehen, noch den mit Arnstadt bestens Vertrauten Polyhistor und Pfarrer Johann Gottfried Gregorii ("Melissantes") zu Wort kommen lassen. Was ich zu sagen hatte, ist umfangreich geworden. Und seine 1715 gemachten Ausführungen zur Alteburg, bedenke ich es genau, sind eigentlich zu schade, um sie hier einfach nur "anzuhängen". Da ich wegen anderer Publikationen, die für Mai vorbereitet werden müssen, in den nächsten beiden Ausgaben eh nur kurz zu Wort kommen werde, lasse ich "Melissantes" in der nächsten oder übernächsten Ausgabe der TLZ zu Euch sprechen.
Bemerkt sei abschließend, daß auf den Alteburgturm (vgl. TLZ- Nr. 45) und auf die Alteburganlagen mit Hülsemann- Denkmal, DVW- Denkmal und anderen bemerkenswerten Sachverhalten aus Platzgründen hier nicht eingegangen werden konnte. Dies bleibt einem weiteren Beitrag vorbehalten.

Peter Unger
(Archivar)

Kontakt:  Peter Unger
WEB: www.wapuklo.de
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(1) Bühring, J.: Die Alteburg bei Arnstadt, eine Wallburg der Vorzeit. In: Programm des Fürstlichen Gymnasiums zu Arnstadt (...). Arnstadt 1892, S. 4.
(2) Burkhardt, C. A. H.: Urkundenbuch der Stadt Arnstadt 704- 1495 (1496). Jena 1883, S. 189.
(3) Pfeiffer, A.: Die Alteburg zu Arnstadt und der Naturlehrpfad J. E. Mahler. Heimathefte des Ilmkreises. Arnstadt 1997, S. 10.
(4) Zum Weinbau am Jonsberg und im Jonastal vgl. a.a.O., S. 6 f.
(5) Elbracht, K.: Der mttelalterliche Weinbau in Arnstadt. In.: Gesammelte Beiträge zur Früh- und Zeitgeschichte (hrg. von D. Elbracht). Duisburg o. J. (2000), S. 61.
(6) Elbracht, K.: Vom Weinbau in Arnstadt. In: a.a.O., S. 70.
(7) Wie Anm. 5, S. 64.
(8) Bühring, J.: Geschichte der Stadt Arnstadt 704- 1904. Arnstadt 1904, S. 152.
(9) Wie Anm. 3, S. 9 f.
(10) Wie Anm. 8, S. 103 f.
Fotos: www.tuckerland.de (Alexander Basner), Repro einer hist. Aufnahme

Der oben stehehende Beitrag wurde übernommen aus der No. 57 der
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